Ich darf das gar nicht zu laut sagen, sonst streitest du mir noch meine Mode- und Stilberatungskompetenz ab. Aber in Corona Zeiten gebe ich mir tatsächlich nicht genauso viel Mühe bei meinen Outfits, als wenn ich ins Büro oder raus unter Leute gehen würde. Ja, auch ich! Vielleicht gehöre ich sogar zu der schlimmeren Sorte. Es gab Tage da hab’ ich mir doch im Ernst Anfang der Woche ein gemütliches Outfit rausgesucht – meist Jeans oder sogar meine Yogahose mit T-Shirt oder Lieblingspulli – und hab das dann ein paar Tage getragen bis es in die Wäsche musste. Mein Corona-Outfit Geständnis.
Oh mein Gott, jetzt ist es raus
Oh mein Gott, jetzt ist es raus. Was magst du jetzt nur über mich denken? Bitte verurteile mich nicht. Es ist mir wirklich peinlich und ich hab’s bisher nur engen Freunden oder meiner Familie gebeichtet. Ich als Stilberaterin nahezu eine Woche im Corona Outfit. Oh man, wirklich peinlich. Manchmal musste ich über mich selbst lachen. Selbstironie hilft in schweren Zeiten. Aber so wirklich witzig fand ich es dann doch nicht. Schließlich ist es schon paradox, wenn man selbst über Stil spricht und es vermeintlich besser weiß. Im «normalen» Leben, also ohne Corona, trage ich nie 2 Tage hintereinander das gleiche Outfit. Das ist mir zu langweilig und entspricht mir so gar nicht. Und sowieso ein Outfit ohne passende Ohrringe passt so gar nicht zu mir. In Corona Zeiten bin ich eher reduziert, so wahrlich schmucklos.
Die einen sagen, dass sie sich nur für sich selbst schön stylen, die anderen geben zu (oder eben auch nicht), dass sie es für andere tun – ihren Partner, ihre Kollegen, um neben Freundinnen gut auszusehen und «nicht den Kürzeren zu ziehen». Ich kann ganz sicher sagen, dass ich es für beide mache: Für mich und für die anderen. Und irgendwie fehlen sie mir schon, die Kommentare zu meinen Outfits: «Ach die Bluse betont deine schönen blauen Augen so sehr». «Was für ein toller Rock. Du ziehst auch mal etwas an, was nicht jeder trägt.» und so weiter. Eine Reihe solcher tollen Komplimente hab’ ich dir ja schon auf meiner Willkommen Seite gezeigt. Denn ich bin davon überzeugt: Jeder kann das schöne Gefühl haben von Komplimenten getragen durch den Tag zu gehen, wie auf Wolken. Und noch viel wichtiger: Sich wohl zu fühlen in seiner Haut.
Zuhause darf es bequemer sein (mit Corona-Outfit)
Nun ja, aber zuhause darf es doch eher etwas bequemer sein. Schließlich verbringe ich fast den ganzen Tag vor dem Computer und keiner sieht mich oder wenn, dann nur meinen Oberkörper. Hosen hab’ ich danach ausgewählt, ob ich mit dem Stretch-Anteil auch im Schneidersitz sitzen kann. Denn das ist für mich sehr bequem. So auch jetzt gerade beim Schreiben dieses Blogartikels.
Also im Wohlfühl-Outfit ist es schon bequem und ich hab mich wohlgefühlt. Aber so richtig zum Wohlfühlen ist das Wohlfühl-Outfit auf Dauer auch nicht. Denn auf Dauer kratzt es ganz schön am Selbstwertgefühl.
Aber was ist da eigentlich mit mir passiert? Bin ich verwahrlost? So hart, würde ich es nicht sagen. Dazu gehört für mich so einiges mehr wie zum Beispiel ungewaschene, fettige Haare und ein generell ungepflegtes Äußeres. Das wäre vollkommene Verwahrlosung. Aber ich würde schon so weit gehen und sagen, dass es ein Anzeichen dafür ist, dass es einem selbst nicht oder zumindest weniger wert ist, sich auch in Corona Zeiten ein wenig mehr Mühe zu geben. Ich habe anderen Dingen den Vorrang gegeben und meine Prioritäten verschoben zu Gunsten der Website, dem Business Aufbau, der Zeitersparnis und der Bequemlichkeit. Hier Zuhause völlig aufgetakelt zu sitzen, finde ich auch nicht authentisch und wirklich nützlich. Aber eben ein bisschen mehr darf es schon sein.
Das Corona-Outfit kommt schleichend
Und irgendwie kam das so schleichend. Am Anfang hab’ ich mir nix dabei gedacht und jetzt denke ich mir: Das muss ein Ende haben! Wo soll das nur hinführen? Ich kann mich jetzt deutlich besser in junge Mütter hineinversetzen, die froh sind, wenn sie es bis 16 Uhr geschafft haben Zähne zu putzen oder zu duschen (Zitat einer Freundin). Denn die finden nicht so leicht 15-20 Min für sich, in denen sie ihr Baby aus den Augen lassen können. Mit einem Neugeborenen verschieben sich eindeutig die Prioritäten und Kleidung wird damit oft viel unwichtiger als vorher. „Die Klamotten werden ja sowieso auch viel häufiger schmutzig. Es muss bequem und gut zu waschen sein.“ Damit will ich nicht sagen, dass sich alle jungen Mütter per se verändern oder wie viele sagen würden «gehen lassen». Um Gotteswillen, das ist wirklich fies. Was ich sagen will, ist, dass ich es nachvollziehen kann und viele andere vermutlich jetzt auch besser. Die Bedürfnisse verändern sich halt. So wie auch, zwar nicht vergleichbar, Corona die Rahmenbedingungen verändert, sodass «Oben hui und unten pfui», wie in meinem letzten Blogartikel beschrieben, doch zur Realität geworden ist.
Oder auch bei Hausfrauen, die nicht jeden Tag einkaufen, einen Kaffee trinken gehen oder andere Erledigungen tätigen, kann ich schon verstehen, wenn der Aspekt «Es muss praktisch sein» in den Vordergrund rückt. Und auch hier wieder: Ich möchte niemandem zu Nahe treten oder alle über einen Kamm scheren. Das steht mir nun wirklich nicht zu. Aber ich merke selbst wie schleichend es kommt und kann mich nun einfach besser in sie hineinversetzen. Und es ist so wichtig ein gutes Verhältnis zu sich Selbst und seinem Selbstwertgefühl zu haben, um in Balance zu sein und auch von innen heraus strahlen zu können.
Es einem selbst wert sein
Der Grundgedanke von «Es einem selbst wert sein» zeigt sich bei mir auch, wenn ich nur für mich selbst koche. Dann gibt es mittags meist nur einen schnellen Salat, ein reichhaltiges Müsli oder Pasta oder irgendetwas Einfaches, nicht zu aufwendiges. Auch hier wieder ähnliche Gründe: Zeitersparnis. Ich räume mir nicht ausreichend Zeit für mich und mein Wohlbefinden ein. Wenn man sein Gericht mit etwas mehr Liebe zubereitet und anrichtet, tut man sich selbst etwas Gutes. Und mangelnde Zeit ist wie wir alle wissen, nicht für alles eine Ausrede. Ich weiß, dass es auch tolle Gerichte mit nur 15 Minuten Vorbereitungszeit gibt: Schließlich steht bei mir Jamie’s 15 Minuten-Küche im Bücherregal.
Und eben dieses ein bisschen mehr Mühe geben, macht den Unterschied – egal ob beim Kochen oder in der Mode. Und sind wir mal ehrlich mit uns: Das schöne Shirt, den passenden Gürtel, kleine Ohrstecker oder mal ein Tuch zu unserem Outfit rauszusuchen, dauert auch nicht so viel länger als eines von diesen Jamie Oliver Rezepten nach zu kochen. Es ist einfach nur eine Entscheidung, wie viel wir es uns wert sind. Jetzt klinge ich schon fast wie in der L’Oreal Werbung. Aber da ist schon etwas dran: «Weil wir es uns wert sind». Denn Wertschätzung können wir uns selbst am besten schenken. Das macht uns unabhängig von Meinungen von außen.
Natürlich hab’ ich jetzt nicht zweieinhalb Monate mein Corona-Outfit getragen. Aber doch einfach viel zu oft. Selbstverständlich gab es auch Lichtblicke zwischendurch.
Ein Highlight war da in den letzten Tagen mein und der Geburtstag meines Partners. Zuhause in einem Kleid oder einer schicken Bluse mit knallroten Ohrringen. In Corona Zeiten gab es das so nicht so oft. Wofür auch? Gab ja auch keinen guten Grund sich «besonders» toll anzuziehen. Der Fokus lag wie gesagt darauf, dass es zuhause praktisch sein muss. Aber die gestylten Tage haben sich dann wieder so unfassbar gut angefühlt. Ich war wieder mehr ich selbst. Schließlich ist Mode ein großer Teil meines Lebens, sonst würde ich es ja nicht zum Beruf machen. Ich hab’ mich gleich schöner, wertiger und normaler gefühlt.
Und ein besonderes Styling-Erlebnis hatte ich, als ich für meine Website ein paar Outfits geshootet hab, um dir meinen persönlichen Stil und verschiedene Kombinationsmöglichkeiten näher zu bringen. Da bin ich einen Tag lang in unterschiedliche Outfits geschlüpft: Vom Blümchenkleid, dass mich hat fühlen lassen wie Dolce Vita; verschiedene Business Outfits, in denen mir nach Business, Präsentationen und Verhandlungen zu mute war oder einfach nur Pullover-Hosen Kombinationen, im Scandi-Style, die mich in ein Gefühl von Hygge versetzt haben. Mit Kleidung ist alles möglich! Ob sexy in hohen Pumps oder eher sportlich, casual-schick in Sneakern. Ich konnte durch die Kleidung, in die ich geschlüpft bin, sofort meine Stimmung verändern. Natürlich auch mit Hilfe der verschiedenen Schnitte und Farben. Mode ist definitiv eine Möglichkeit seine Stimmung auszudrücken und aber auch, und das habe ich selten so gespürt wie bei diesem Umzieh-Marathon, eine Möglichkeit seine Stimmung pro-aktiv zu beeinflussen. Je nachdem wie man sich selbst darstellen möchte oder auf welchen Anlass man sich vorbereiten möchte. Also ich hatte auf jeden Fall Spaß dabei, wie man sehen kann.
Ich lasse die Hosen runter
Und ja für diesen Artikel lasse ich tief blicken und lasse sozusagen die Hosen runter. Aber mir ist es wichtig dir zu sagen, du bist nicht allein. Ich hab’ Verständnis dafür, wenn du dich irgendwann aus welchen Gründen auch immer von der Modewelt ein wenig verabschiedet hast oder das Gefühl hast, es verlernt zu haben. Es geht so wahnsinnig schnell und man merkt es vielleicht manchmal gar nicht, weil es so schleichend kommt.
Falls du auch so langsam die Nase voll hast von deinem Corona Outfit, gut so! In meinem letzten Blogartikel findest du Tipps für Anti-Corona-Outfits: Nämlich wie du deine Beine wieder toll in Szene setzen kannst. Dafür wird es so langsam Zeit! Also nutze gern den Aufruf von mir dir selbst wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Für alle die ihren Kleiderschrank ein wenig mehr ihren Bedürfnissen anpassen möchten, möchte ich meine 5-Schritte Anleitung für mehr Stil und Ordnung im Kleiderschrank empfehlen, der Capsule Wardrobe Anleitung. Wenn du eher auf der Suche nach Tipps zum Thema Stil bist, findest du mehr Inspiration in meinem Stil-Guide.
Ich bin gespannt, was du nun über mich denkst und wie es dir so geht. Bist du selbst auch in die Falle Corona-Outfit getappt oder bist du dagegen immun? Falls ja, bekommst du meinen höchsten Respekt! Also ich mache mir gleich Romana-Salat-Herzen mit einer Orangen-Balsamico-Vinaigrette und ziehe mir eine Paperbag-Hose mit einem Statement-Shirt an. Und du?
Schön, dass du da bist!
Als Style & Personality Coach & Business Mentorin begleite ich Frauen dabei ihr strahlendes Ich von innen nach außen zu tragen. Mir ist es wichtig Frauen darin zu bestärken ihren Weg zu gehen und ihr volles Potenzial auszuleben: Selbstbewusst, glücklich & erfolgreich.
Es ist Zeit zu der strahlenden Frau zu werden, die du längst bist. Weil Frauen, die ihr Potenzial voll entfalten, die Welt verändern.